Montag, 21. März 2011

Lost in Translation

Im Februar begab ich mich auf eine Reise in die südlichen Gefilde und zwar nach Südamerika. Ohne Spanischkenntnisse und mit einer Handvoll Durchfallmedikamenten machte ich mich auf den Weg, um Daniel einen Monat lang quer durch Brasilien, Paraguay und Argentinien zu begleiten. Er sollte mein Reiseführer und Übersetzer sein. Dabei konnte ich auch viele schöne Musik aufschnappen. Wer es gerne etwas cheesy hat, dem sei Dread i Mar empfohlen, wer gern tanzt, sollte sich Onda Vaga anhören. Wer gern postrockmäßig in andere Welten fliegen will, der ist bei Do Make Say Think! gut aufgehoben. 

Also, zu welcher Musik auch immer, lasst euch von meinen Bildern in ferne Welten tragen... auf dass euch die Reiselust genauso packt!


Jovens by cuartodelibra

Dread Mar I - Tu Sin Mi by Dread Mar I - Oficial

Goodbye Enemy Airship The Landlord Is Dead - DO MAKE SAY THINK by Constellation Records


PORTO ALEGRE


Porto Alegre war meine erste Station in Brasilien. Der erste Eindruck... überwältigend. Große hässliche Häuser, umrahmt von Palmen, alte Autos, eine warme feuchte Luft und neugierige Blicke von allen Seiten. Alles sehr spannend für den ersten Moment.



Unser Hostel war nicht wirklich ein Hostel und lag direkt über dem Billardsalon namens Cucaracha, was uns einen etwas gruseligen abendlichen Besuch bescherte. Da wussten wir, dass das Etablisement seinen Namen nicht zu Unrecht hatte.







Florianopolis

  

Unser nächster Halt war die brasilianische Küste. Florianopolis... Klingt wie Florida? Genau das war es auch, was ich zuerst dachte, als wir am Busterminal ausstiegen. Wow! Gut gelaunte Menschen, die Sonne scheint, es ist heiß. Perfekter Ort, um Brasilien von seiner angenehmen Seite kennenzulernen. Nur komisch... als wir das Hostel erreichten, fing es an zu regnen und hörte 3 Tage nicht mehr auf.  Immerhin konnten wir in den 3 Tagen, die wir dort weilten eine Änderung der Frühstücksordnung erwirken. Durch unser schändliches Benehmen, was echt ossitypisch war, hatten wir die Betreiber veranlasst, die Mitnahme von Speisen vom Frühstücksbuffet zu untersagen. Alles sehr lustig.


Praia do Rosa


Ein neuer Ort sollte uns Glück bringen. Und das tat er. Mit Hilfe eines Insidertipps gelangten wir an einen ganz besonderen Ort, Praia do Rosa an der Küste. Das kleine Dorf ist bewohnt von meist  jungen Leuten, Hippies, Surfern und kleinen Händlern, die Handwerkskunst oder Tatoos verkaufen. Um möglichst viel zu sehen, machten wir uns am Morgen um 7 Uhr auf, um einen Spaziergang durch die umliegenden Berge zu machen. Dabei begleitet wurden wir von Obi van Kenobi, einem wahnsinnig zutraulichen Straßenhund.



Er sollte uns für den Rest der Wanderung nicht mehr von der Seite weichen. Unterwegs zeigte sich, was er eigentlich für ein Angsthase ist. An einer Schnecke gab es kein einfaches Vorbeikommen. Und was wollen eigentlich diese komischen Tiere mit Stielaugen am Strand? Er wusste sich zu vergnügen und auch ein kleines Häufchen wurde in den Sand gesetzt, obwohl Hunde am Strand verboten sind. Aber am Morgen um 9 Uhr stört das eben niemanden.


Die Landschaft ist wunderschön. Der Dunst des Morgens taucht die Strände in eine wunderschöne Atmosphäre. Und das Beste ist: Es sind keine Menschen unterwegs.



Unterwegs zeigt sich uns ein interessantes Phänomen.  In den vielen Kuhhaufen wachsen Pilze. Aber keine gewöhnlichen Pilze. Es sind jene mit besonderer Wirkung bei Einnahme. Magic Mushrooms.

Ein paar Tage verweilten wir an diesem Ort, um die Sonne zu genießen und um ein paar nette Seelen Brasiliens kennenzulernen und vor allem, um Caipirinha zu trinken, auf viele verschiedene Arten, in rauhen Mengen...
Dann hieß es weiterfahren gen Iguazu, wo sich angeblich die schönsten Wasserfälle der Welt befinden. Dort bin ich leider fremdgegangen, mit meiner Digitalkamera, was mir auch sofort zum Verhängnis wurde, da ich diese am Ende der Reise verlustig melden muss.



Encarnacion


Nachdem die wunderschönen Wasserfälle besichtigt waren,  gings ab nach Paraguay. Ein Land, was mich vom ersten Moment, als wir über die Grenze kamen, faszinierte. Die Grenzstadt Ciudad del Este gab uns gleich das volle Kontrastprogramm zu dem, was wir vorher sahen. Viel Gewimmel, jeder möchte etwas an den Mann bringen, ob nun eine Taxifahrt, Maisbrot oder billigen Technikkitsch. Es war alles sehr aufregend. Unser Weg führte uns aber in eine kleine Stadt namens Encarnacion. Zu sehen gabs alte Jesuitenruinen und erstaunte Gesichter der Einheimischen, die nicht glauben können, dass sich mal wieder ein paar Touristchen hierher verirren. Einquartiert wurde sich ins Hotel Germania, wie es sich für Deutsche gehört :)


Die Busse, mit denen wir hier unterwegs sind, muten schon sehr alt an und es erstaunt mich, wie so lange Strecken zurückgelegt werden. Ich glaube, so etwas wie TÜV gibt es hier nicht. Überall an den Haltestellen stehen kleine Händler bereit, um entweder von außen ihre Waren anzubieten oder einzusteigen und ein Stück mitzufahren. Meistens sind es junge Frauen, die das berühmte Maisbrot, Chipa, verkaufen. "Chippa, Chippa, Chippa!" Von überall her tönt es. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen und ich finde diese Art von Handel irgendwie schön, wobei für mich offen bleibt, ob sich die Verkäufer auch so über ihren Job freuen.



 Asuncion


Unsere nächste Etappe führte uns in die Hauptstadt Paraguays: Asuncion. Mein erster Eindruck war, dass mich diese Stadt beängstigte. Eine völlig andere Größenordung. Es war GROSSstädtisch. Es war auch alles ziemlich schmutzig und hässlich. Mit einem klapprigen alten Bus fuhren wir zu unserem Hostel, was ohne Schild gefunden werden sollte. Weil alle hier Angst vor Räubern und Dieben haben, werden die Hostels nicht ausgeschildert. Außerdem stellte sich noch heraus, dass alle Busse im gleichen Zustand waren: alt, klapprig, bunt, schnell, sehr schnell... achso! und hatte ich erwähnt, dass die Straßen alle kaputt sind??? Jede Busfahrt wird hier zum Abenteuer.   

Trotz allen ist diese Stadt einen Besuch wert. Sind es nicht gerade solche Orte, die einem das Leben der Menschen näher bringen? 


Unser Stadtrundgang war keiner von den üblichen, die man sonst in Städten wie London, Paris oder anderen europäischen Städten macht. Neugierige Blicke kamen nicht nur von uns, sondern auch von den Einheimischen. Jeder möchte uns irgendwelchen Billigtechnikkitsch andrehen. Man kann saubillig einkaufen hier. Turnschuhe, Markensachen, alles, was das Herz begehrt... Da meine Reisekasse eh schon mau war, unterließ ich irgendwelche Euphoriekäufe. Lediglich eine Hängematte sollte in meinen Einkaufskorb. Lonely Planet sagt, das ist ein Schnäppchen in Paraguay.



An jeder Ecke stehen furchteinflößende Polizisten mit riesigen Gewehren rum und beäugen die Situation auf den Straßen sehr kritisch. Oh Gott, ich rechne jeden Moment mit dem Schlimmsten. Am Präsidentenpalast werden wir zurückgepfiffen, Daniel wollte mal schnell rein kucken gehen. Mein Argument dagegen war: Daniel! Ich bin noch jung und möchte noch nicht erschossen werden!


Zwischen den riesigen hässlichen Neubauten sieht man immer wieder alte Kolonialhäuser, die meisten davon in einem erbärmlichen Zustand. Nun ja, wie soll man den Menschen dort auch begreiflich machen, dass diese Häuser es wert sind, dass man sie erhält. Aber uniforme Neubauten, die schon nach 10 Jahren verfallen aussehen, sind ja nun auch nicht gerade die Welt.


Vielleicht hat man sich deswegen auch mancherorts gedacht: Die Mischung machts. Auf diesem Bild ist zu sehen, wie man auch bauen kann. Auf den uniformen Neubau wird als Akzent einfach ein Kolonialhaus draufgebaut... auch nicht schlecht.





Cordoba


Von Asuncion nahmen wir den Nachtbus nach Cordoba, um uns dort für einen Tag umzuschauen. Daniel gab mir seine Kamera, was ein großes Glück war, denn die Praktica mit ihrem wunderbaren Objektiv der Marke Prakticar macht wunderschöne Bilder. Leider ist auf vielen Fotos dieser Streifen zu sehen, der uns unerklärlich ist. Aber das ist eigentlich auch gar nicht so schlimm, weil er den Bildern etwas Besonderes gibt. In Cordoba wollte ich mal was Anderes ausprobieren. Ich hab hier mit dem Fuji Velvia fotografiert. Der ist eigentlich ein Diafilm, wenn man ihn normal entwickelt. Wird er aber in C41 entwickelt, verwandelt er sich in eine Farbbombe, wie auf den nächsten Bildern zu sehen. 









 Cordoba in Argentinien mutet irgendwie eher europäisch an. Ich musste mir ständig in Erinnerung zurückführen, dass wir ja in Südamerika sind. Die Leute sind sehr gemixt und zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich nicht mehr so angestarrt und fremd, sehr angenehm. Da Cordoba eine Studentenstadt ist, wohnen hier unglaublich viele junge Leute und es gibt eine lebhafte Szene, was man unter anderem an dem kleinen Kneipeviertel sehen kann. Abends ist der Platz vor der Kirche überfüllt mit Studenten, die dort sitzen, wie Sonnenanbeter, und sich mit ihren Freunden unterhalten. Ungewöhnlich für mich ist, dass keiner eine Bierflasche in der Hand hat, weil hier das Trinken auf den Straßen nämlich verboten ist. Auf jeden Fall ist es eine hübsche und sehr saubere Stadt. Mehr Touristen, mehr junges Leben...


 and finally: Mendoza


Die letzte Etappe führte uns an Daniels derzeitigen Wohnort, Mendoza. Ebenso eine Studentenstadt mit einem schönen Flair und vielen tollen Leuten. Hier konnte ich sehr viele Franzosen kennenlernen, was mir glücklicherweise beim Spanischlernen half, da fast niemand dem Englischen mächtig war. Hier konnte ich innerhalb von einer Woche mehr Spanisch lernen, als in den restlichen 3 Wochen. Unser Aufenthalt war clever gelegt, da hier gerade Weinfest war. Das hieß, viel Gefeiere jeden Tag, viel guten Wein und ein Festumzug zur Wahl der Weinkönigin, bei dem Weinflaschen und Melonen von den Wagen geworfen wurden. 





Das Haus, in dem ich wohnte, war ein Studentenhaus, voll mit Franzosen und Deutschen. Eine sehr lebhafte Mischung. Alle sind sehr nett, obwohl ich sehr schlecht spanisch spreche. Einige von Daniels Freunden mag ich wirklich sehr gern und werde sie vermissen. Beim abendlichen Tanzen in den Clubs Mendozas konnte man sich schließlich auch ohne Kommunikation gut miteinander amüsieren.


Racha Bonitapompon Olascoaga, die liebenswerte WG-Hündin












In der verbleibenden Woche war zum Glück noch Zeit für einen Ausflug in die Berge... die ANDEN... Es war einer der eindrucksvollsten Momente auf dieser Reise und die Fotos können hier nur sehr spärlich wiedergeben, was für eine traumhafte Landschaft sich uns bietete. Leider war nur Zeit für einen kleinen Wanderausflug, aber schon der hat sich mehr als gelohnt. Verstärkt wurde der Eindruck durch fehlende Menschen. Wir waren völlig allein in dieser steppenartigen Landschaft. Nur wir, Kakteen und ein paar verlorene Schuhe... Die Farben der Felsen änderten sich von Meter zu Meter. Mal grün, mal grau, dann wieder lila, rot, orange. Es war beinahe ein psychedelisches Erlebnis, durch die Felsen zu wandern. Gleich um die Ecke, mitten zwischen den Felsen gabs ne Art Müllverbrennungsanlage, in der die Leute wahrscheinlich einfach ihr Zeug abladen und das dann praktischerweise mit dem anderen Kram abrennt. Da können schon mal ein paar Autowracks überbleiben, die dann im Gras liegen.


FAZIT: Tolle Zeit mit vielen Eindrücken. Ich lern Spanische und komme wieder. :) 
Mehr gibts da jetz einfach nicht mehr zu sagen.

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