Donnerstag, 19. Juli 2012

mogoče ja, mogoče ne

This must be the place (Talking Heads cover) -YOUTHLESS by YOUTHLESS


Wow, so spontan hatte ich noch nie eine Reise unternommen... ich hab mich einfach mal treiben lassen und Karo nahm mich für eine Woche mit in ihre temporäre Heimat Ljubljana.

Natürlich mussten wir per Anhalter reisen, weil das viel cooler ist und (fast) nix kostet, wenn mans richtig macht.

Der späte Start schien erstmal kein Problem, nach 10 Sekunden lud uns der erste nette Mensch ein, um nach Chemnitz zu fahren... unsere Motivation wuchs ins Unendliche... Leider sollte das nicht so lange anhalten...

Karos Knipse- Chemnitz


Quälende Stunden des Wartens wurden verbracht, immer nur kleine Etappen gefahren, dafür mit netten Menschen und interessanten Autos, auch ein quietschbunter LKW mit somalischen Fahrer war dabei (wir mussten feststellen, dass Menschen aus Afrika sehr lange sehr jung aussehen, bis sie plötzlich mit 60 ganz alt aussehen). 

HA! Wir hatten es geschafft, wir waren endlich in Salzburg, blöderweise war es schon um 7 abends und wir hatten noch eine letzte gewaltige Etappe vor uns. Anfängliche Euphorie verwandelte sich in Resignation, es wurde langsam dunkel und niemand schien die Absicht zu haben, 2 müde Mädchen mitzunehmen. Das Nachtlager auf deiner kalten Betontreppe wurde eingerichtet, was Ibrahim aus dem Highway Kebab mitleidig machte. Er lud uns ein auf Kaffee und Burek ein und uns wurde veranschaulicht, dass es tatsächlich Menschen gibt, denen Arbeit alles bedeutet und für die Glück lediglich ein unbedeutendes Fremdwort ist. Nun ließ sich auch feststellen, dass hier pausierende LKW-Fahrer meistens auch an Ljubljana vorbeikommen und generell willig sind, Anhalter mitzunehmen... nur wollen sie eben nicht kurz nach dem Losfahren nochmal anhalten. Diese Erkenntnis stellte sich leider erst nach 9 Stunden ein, besser spät als nie. Der nette Jasmin brachte uns wohlbehalten nach L., wo wir nach 21 Stunden endlich unser Ziel erreicht hatten.

Karos Knipse- Highway Kebab Salzburg


Es war gerade mal 7 Uhr am Morgen und wir fielen erstmal müde in Karos Bett, welches sich in einer niedlichen Dachkammer befindet. SCHLAFEN! Das und nix anderes wollen wir jetzt! Von der Mittagshitze werden wir sanft geweckt und es treibt uns in die Küche. Erstmal Käffchen schlürfen... von draußen hört man schon Karos Freunde rufen, diverse "Künstler" und Lebenskünstler im mittleren Alter, von denen es in der Stadt wimmelt. Das Haus, welches Karo zur Zeit bewohnt, war ein wirklicher Glückstreffer! Es handelt sich um einen alten Fachwerkbau in einem kleinem Hinterhof, zwar fast im Zentrum, aber so versteckt, dass es sehr ruhig und charmant ist. Wir gehen vors Haus, um allen Hallo zu sagen, etwa 5-6 angeheiterte ältere Herren, die sich freuen, Karos Reisefreundin kennenzulernen... Allen voran Dime, dem eine kleine Galerie mit Wohnung im EG gehört. Es gibt Wein... viel Wein und eine herrliche Minestrone, gekocht von Dime, der es liebt, seine Gäste, die er beinahe täglich seine nennt, mit liebevoll gefertigten Speisen zu verwöhnen... es wird gequasselt, gespeist und getrunken... so fliegt der heiße Nachmittag an uns vorbei... ein schöner Einstieg zum Kennenlernen der slowenischen Kultur.




Ziemlich angetrunken machen wir noch eine kleine Fahrradtour, damit ich wenigstens ein wenig von der Stadt sehe. Es ist wirklich herrlich und eine große Zufriedenheit machte sich breit. 

Den nächsten Tag versuche ich auf eigene Faust, die Stadt zu erkunden. Leider muss Karo zur Arbeit (pah! ein schreckliches Wort in meinen Ohren an so einem wundervollen Ort). So spaziere ich los. Allein ist es nicht so schön. Ich hab mir oft vorgestellt, wie es wäre, allein zu reisen und ich denke, ich weiß jetzt, dass ich nicht gerade dafür geboren bin. Unterwegs treffe ich Dime mit seiner Freundin. Wir sitzen im Cafe und ich verstehe leider kein Wort... mal wieder Lost in Translation, kenne ich doch irgendwoher... ich gehe, um mir weitere Unanehmlichkeiten zu ersparen...  durchgeschwitzt kehre ich zurück zum Haus, eine spontane Idee, campen zu fahren, wird nach planlosen Packen und zur Bushaltestelle laufen, um festzustellen, dass man nich weiß, wohin und wann, wieder aufgegeben. Zum Glück bot sich Janez zum Für-uns-Kochen an, was wir dann auch dankbar annahmen.




Hinterhof bei Nacht

Wine at Night

Da Dime und Janez ein großes Picknick vorbereiten mussten, war es nötig, nach getaner Arbeit den Defizit an getrunkenen Wein auszugleichen. Das wurde getan mittels Grappa, der genauso wie der Wein von Freunden aus den Bergen kam. Naja, der nächste Tag begann dann eben auch, wie der letzte aufhörte, die Jungs noch betrunken vom Vorabend schenkten uns mittags den ersten Schnaps aus. So kann der Tag starten! Leider war ich etwas voreilig, was sich später an diesem Tag noch zeigen sollte. 

Nach intensivsten Shoppen gingen wir dann gemeinsam zum Picknick am Burgberg, zu dem sehr viele Leute eingeladen waren. Dime hat wirklich furchtbar viel aufgefahren und entpuppte sich als ein hervorragender BBQ-Meister. Das Essen war herrlich, das Wetter heiß und die Menschen sehr nett, leider machte mir ein fieser Sonnenstich gepaart mit Alkohol ein Strich durch die Rechnung. Ich musste nach Hause, schlafen.

Karos Praktica - das Fest


"
"No help is the best help and hospitality sometimes ends in hospital"  


Nachts noch ein kleiner Glücksd**** am wunderschönen Flussufer und dann war der Tag doch noch gerettet...



Am nächsten Tag war nach Startschwierigkeiten klar, dass wir auf jeden Fall in die Berge zum campen fahren!! Diesmal konnte uns wirklich nichts aufhalten! Alles Nötige (und noch viel mehr) wurde gepackt und wir stapften los... Es sollte der See Bled werden, der uns dann doch irgendwie zu touristisch war und so tricksten wir den Busfahrer aus und fuhren zum nächsten Ort, um von dort unsere Wanderung zum schönen See Bohinj zu starten, und... das... hat... sich... gelohnt. Achso, und übrigens: Wanderschuhe sind absolut überbewertet!

Karo Praktica - das Paradies

Lake Bohinij


Der Blick war ziemlich atemberaubend und ich spürte den perfekten Moment, wir hatten das Ziel erreicht. Jetzt musste nur noch ein Nachtlager gefunden werden, dass unser würdig war. Am See ist es vielleicht doch etwas auffällig und kommt bei den örtlichen Ordnungshütern eventuell nicht gut an, da Wildcampen sowieso nicht erlaubt ist und so verschlug es uns auf eine versteckte Kuhweide, ein herrlicher Fleck. Aber in Gedanken hörte ich schon das Vieh an unser Zelt klopfen. 

Den Abend verbrachten wir am See und wir spürten wieder einmal dieses wunderbare Gefühl der Gemeinschaft und die Sicherheit, dass wir beide eigentlich jeden Scheiß zusammenmachen können. Sowas fühlt sich sehr gut an und ich denke, jeder sollte einen Freund haben, mit dem er so entspannt reisen kann. Selbst eine Nacht auf der Raststätte brachte uns nicht aus der Ruhe und dass, weil wir eben zusammen unterwegs waren. Alle Entscheidungen treffen wir im Einverständnis, einfach, weil wir uns einig sind, immer. Und nichts von dem haben wir jemals bereut. Na gut, an diesem Abend endete es allerdings in einem "Nicole macht Karo nervös". Leider vernahm ich immer wieder Geräusche, die mich ziemlich aus der Fassung brachten und irgendwann wollte ich nur noch ins Zelt, denn dort wiegte ich mich in Sicherheit. An so einem verlassenen Ort fühlt man sich auch schnell mal ziemlich ausgeliefert, so sehr mich das Wildcampen auch reizt.



Der nächste Morgen begann mit einem Karo-Nicole typischen Frühstück, nur ohne Schmelzkäse und Salami. Ich wagte noch einen Oben-Ohne-Sprung ins Kalte (gewisses Gefühl von Freiheit) und dann gings (endlich mal pünktlich) los zu unserer Wanderung. Das Ziel war ein nicht mal so spektakulärer Wasserfall, aber der Weg gestaltete sich vielfältig und es bot sich eine wunderschöne Natur. Schnell noch in die Berghütte eingekehrt und unser letztes Geld versoffen (der Schnaps ist sowas von teuer!) und dann gings wieder ins Tal, von wo aus wir den Bus zurück in die Urbanität nahmen.



Leider war meine Reise hier schon fast wieder zuende. Den Sonntag verbrachten wir mit Rumlungern im Park und Rotwein mit Couscous. Nun kam der Moment, an dem ich mich zum ersten Mal mit der Situation eines Nachtzuges beschäftigte und mir fiel auf, wie absurd das Ganze ist. Niemals konnte ich mir vorstellen, zusammengepfercht mit 5 anderen müden Mitfahrern eingepfercht in einem Miniabteil schlafen zu können. Karo beruhigte mich und bestätigte, dass ein Nachtzug zum Reisen sehr angenehm ist. Der Abschied fiel schwer, sollten wir uns doch für eine lange Zeit nicht mehr sehen. Ein Burek zum Schluss und dann konnte die Reise starten. UND JA, man kann gut schlafen! Allerdings quälte mich der Gedanke, dass der Schaffner mir meinen Reisepass abgenommen hatte und ihn nicht wiederbrachte, was sich in einem absolut abgefahrenen Traum widerspiegelte, in dem das Ruckeln des Zuges ein ewig andauerndes Erdbeben darstellte und ich auf der Jagd nach meinem Reisepass war.

"The Germans always want to be nice and that`s their problem!"





Ljubljana, ein ganz wunderbarer Ort mit vielen kreativen Köpfen und offenen Menschen, schöner Architektur und einem tollen Plattenladen.

http://www.spinvinyl.si/

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